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Benachrichtigungstext

Menschen mit Erkrankungen aus dem affektiven Formenkreis:

  • depressive Menschen, die in einer Traurigkeit und Antriebslosigkeit gefangen sind und darüber die Fähigkeit zu einer objektiven Betrachtung ihrer Alltagsprobleme verloren haben
  • manische Menschen, die durch ihren ungehemmten Antrieb und ihr übersteigertes Selbstwertgefühl einer Kritikeinschränkung unterliegen und dadurch Handlungen setzen, die sie in ihrer körperlichen und sozialen Existenz bedrohen sowie ihre Umwelt gefährden

Menschen mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis:

  • Menschen mit psychotischen Zuständen, die in einer Welt leben, in der sie sich einschließen; sie selbst erleben oft heftige Emotionen, die sich vielfach in einem Verhalten äußern, das für uns nicht immer nachvollziehbar ist und auf Angst- oder Aggressionsgefühle hinweist, worauf Selbst- und Fremdgefährdung die Folge sein kann.

Menschen mit Persönlichkeitsstörungen:

  • Menschen, die auf Grund ihrer Persönlichkeitsstörung mit sich selbst und der Umwelt in Konflikt geraten sind.

Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen:

  • Menschen, deren seelische Probleme sich auch in schweren körperlichen Störungen äußern, oder deren unmittelbare Teilnahme am Leben in der Gesellschaft erschwert ist, und deren Kräfte nicht ausreichen, die Anforderungen des täglichen Lebens zu bewältigen

Die Klientel des Psychosozialen Pflegedienstes Tirol (PSP) besteht zu ca. 75% aus Menschen mit schizophrenen oder affektiven Störungen. Zusätzlich leiden viele von ihnen unter komorbiden Störungen durch Alkohol und andere Substanzen, vor allem unter den Langzeitbetreuten treten in den letzten Jahren geriatrische und gerontopsychiatrische Störungen hinzu. Die meisten Klienten haben mehrfache stationäre Aufenthalte hinter sich und viele von ihnen haben einen Erwachsenenvertreter.

Die restlichen ca. 25% der Klienten verteilen sich diagnostisch auf hirnorganisch bedingte kognitive Störungen, Suchterkrankungen, schwere neurotische und Persönlichkeitsstörungen.

In der Beurteilung von Ätiologie, Pathogenese, Symptomatik und therapeutischen Richtlinien bei psychischen Störungen arbeitet der PSP auf der Basis von Krankheitskonzepten und Begrifflichkeiten der modernen Psychiatrie.

Neben den primären krankheitsspezifischen Symptomen, welche häufig Antrieb, Emotionalität, Denkvorgang und Hirnleistung der Klienten spezifisch erschweren, kommen durch die Chronizität und Schwere der Erkrankung sekundäre Beeinträchtigungen hinzu. Die langfristige Erfahrung von extrem schwankenden Befindlichkeitszuständen, irrationalen sozialen Ängsten, bedrohlich unbewältigbaren Aufgaben des täglichen Lebens, realen Beziehungsabbrüchen der unmittelbaren Umgebung und gescheiterten Lebensplänen kann bei den Betroffenen häufig zu einem resignativen und phobisch vermeidenden Lebensstil führen, welcher einen weiteren Teufelskreis zunehmender regressiver Unselbständigkeit mit fortschreitender sozialer Verarmung und Beeinträchtigung in Gang setzt. Im Zuge dieser Entwicklung geht meist auch die Motivation zur Kooperation mit den Behandlern verloren, was wiederum zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung führt. In diesem Zusammenhang muss die hohe Suizidgefahr dieser Gruppe von chronisch psychisch Kranken und Beeinträchtigten betont werden.

Aus dem Geschilderten wird deutlich, dass extramurale Begleitung und Rehabilitation in erster Linie von sozialen Faktoren, Zielen und Methoden bestimmt sein muss, wenn auch die Krankheitsentstehung nach moderner Erkenntnislage oftmals neuropathophysiologisch mitbedingt ist.